Traugott Senn

 Landschaftsmaler in der bernischen Hodler-Nachfolge

Traugott Senn (1877-1955), der Landschaftsmaler in der Nachfolge von Ferdinand Hodler, gilt in der Kunstliteratur als Entdecker des Seelands und als Erneuerer des Französischen paysage intime.

                                                           

 

Traugott Senn wird 1877 als Sohn eines Lehrers und einer Pfarrerstochter in Maisprach, Baselland,  geboren. 1892 zieht die Familie nach Bern, wo Traugott nach Abschluss der Sekundarschule eine dreijährige Lehre als Dekorationsmaler absolviert. In diesem Beruf tourt er vier Jahre durch die  welsche Schweiz und Deutschland, bevor er sich von 1901 bis 1903 an der Kunstgewerbeschule Bern zum Kunstmaler ausbilden lässt. Dank eines Stipendiums der Berner Kantonsregierung und einer Empfehlung des Genfer Bildhauers James Vibert, einem Freund Ferdinand Hodlers,  kann er bis Mitte 1904 im Pariser Atelier des Kunstmalers Luc-Olivier Merson seine  künstlerischen Fertigkeiten weiter perfektionieren. 

 

Berner Schule um Hodler

Traugott Senns Talent entgeht auch Hodler nicht. Bereits 1904 wird Senn ein engagiertes Mitglied der Berner Sektion der Gesellschaft schweizerischer Maler, Bildhauer und Architekten (GSMBA). Dort verkehrt er freundschaftlich mit Grössen wie Ferdinand Hodler, Cuno Amiet und Max Buri. Mit Emil Cardinaux, Max Brack, Eduard Boss, Ernst Linck, Adolf Tièche und weiteren gehört Senn zum exklusiven Malerkreis, der sich um Hodler, Amiet und Buri gebildet hat und der als "Berner Schule" in die Kunstgeschichte eingeht. Es ist Hodler, der die Berner Maler der Vorkriegsgeneration anspornt und ihre Kunst prägt. Seine Landschaftsmalerei ist gekennzeichnet durch klar umrissene und konstruierte Flächen in einem rhythmisierten Bildraum. Auch Senn pflegt anfänglich erfolgreich diesen linearen Stil. Später entwickeln sich seine Landschaftsstriche zu lyrisch empfundenen horizontalen Linienschwüngen. Mit dem Tod Hodlers verschwindet das einigende Band, die Jünger Hodlers besinnen sich auf sich selbst zurück.

 

Grosse Ausstellungen

Auf nationaler Ebene stellt Traugott Senn erstmals 1904 an der Turnusausstellung des Schweizerischen Kunstvereins aus. Von da an beteiligt er sich regelmässig an grossen Ausstellungen im Inland, aber auch im Ausland, so in Rom, Frankfurt, München oder Berlin. Senn ist auch dabei, als 1918 die Kunsthalle Bern mit einer umfassenden  Werkschau der zeitgenössischen Berner Kunst eröffnet wird. 

 

Umzug ins Seeland

1916 heiratet Traugott Senn die zehn Jahre jüngere Anna Elise Raas (1887-1962), ein Jahr später kommt das einzige Kind des Ehepaars, Robert Otto, zur Welt. Nach kurzen Zwischenstationen in Ostermundigen und Rubigen zieht Traugott Senn mit seiner Familie 1924 schliesslich nach Ins im Seeland,  wo er bis zu seinem Lebensende wohnt und arbeitet. Hier, im Grossen Moos zwischen Neuenburger-, Bieler- und Murtensee, findet er seine Landschaft mit den weiten, fernen Horizonten, ihren Kornfeldern und ihrer zarten Atmosphäre. Das Licht und die Farben werden in seinem Werk entscheidend. Er malt in reinen Farben und mit sanften Tönen, wie sie den schweizerischen Landschaften eigen sind, wenn diese von einer milden Sonne beschienen werden. Senns unheroische Malerei hat nichts äusserlich Anspruchsvolles. Sie ist poetisch und zart empfunden. Er gibt sein Seeland - im Sinn des paysage intime - mit einem leicht romantisch getönten Stimmungsgehalt wieder.


Den Hauptteil von Senns Bildern machen Landschaften aus. Zu den lichtvollsten gehören seine letzten Gemälde aus den 1950er Jahren. Die Landschaft im Grossen Moos mit Pappeln von 1950 schenkte der damalige Gemeindepräsident, Fritz Wüthrich,  der Gemeindekanzlei Ins als Dank "für verständige und treue Mitarbeit". Aus Protokollauszügen der Gemeinde von 1952 kann entnommen werden, dass Senn Mühe hatte, seinen finanziellen Verpflichtungen nachzukommen. Wie es heisst, hatte er "bedeutende Ausstände", sodass die Gemeinde beschloss, das Gemälde Broye-Kanal zu einem Preis von 900 Franken zur Schuldentilgung zu erwerben.


     


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